Nach 21 Jahren an der Ludwig-Erhard-Schule (LES) verabschiedete sich der Schulpfarrer und Schulseelsorger Uwe Kunz am 15. Juli 2022 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Foyer der LES in den wohlverdienten Ruhestand.
In der Vorbereitung seines Abschieds überfiel Uwe Kunz, der über viele Jahre hinweg Schulpfarrer und Seelsorger der LES gewesen war, die Unsicherheit, wie die Schulgemeinde auf seine Verabschiedung im Rahmen eines Gottesdienstes reagieren würde. Schließlich besteht die Schulgemeinde nicht nur aus passionierten Kirchgängern, so dass er befürchtete, nicht alle könnten sich „mit dem ungewohnten Format“ wohlfühlen. Doch diese Befürchtungen konnten unbegründeter nicht sein – seine Verabschiedung wurde zu einem denkwürdigen Ereignis in der Geschichte der LES.
Am Nachmittag des 15. Julis 2022 füllte sich das Foyer der Schule mit Gästen, die Uwe Kunz gebührend in seinen Ruhestand verabschieden wollten. Nicht nur seine Familie, Freunde und das Kollegium der LES waren gekommen, sondern auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen.
Durch die liebevolle Vorbereitung erstrahlte das Foyer in feierlichem Glanz: Das LES-Rentnerpult, das anlässlich den Abschiedsgottesdienstes kurzerhand zur Kanzel umfunktioniert worden war, wurde flankiert von einem regenbogen- und blumengeschmückten Altar. Um die Besucher/-innen durch den Gottesdienst zu leiten, lagen Programmhefte auf den Stühlen bereit, die die Abteilungsleiterinnen Petra Schaub und Katrin Drößler für ihren langjährigen, hochgeschätzten Kollegen gestaltet hatten.
Der Gottesdienst wurde eröffnet durch das Orgelspiel des Kirchenmusikers Stefan Küchler, dessen musikalische Begleitung zur feierlichen Stimmung des Nachmittages beitrug.
Die offizielle Begrüßung der Anwesenden übernahmen der Schulleiter Bernhard Friedrich und Pfarrer Jan Schäfer, Schulamtsdirektor im Kirchendienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Der lebendige Gottesdienst trug unverkennbar den Stempel des beliebten Schulpfarrers und führte den Gästen noch einmal vor Augen, für welche Werte und Ansichten Uwe Kunz in den vergangenen Jahren eingestanden war. Gemeinsam gesungene Lieder wie „You’ll never walk alone“ und „Gut, dass wir einander haben“ riefen allen in Erinnerung, wie sehr er sich stets für das Miteinander an der LES engagiert hatte.
So verwunderte es auch nicht, dass sich auch Schüler/-innen eingefunden hatten, um an der Verabschiedung mitzuwirken: Zwei Schüler unterschiedlicher Religionszugehörigkeit bereicherten den Gottesdienst, indem sie ihre Attribute für Gott nannten und ihre Glaubensüberzeugungen formulierten.
Uwe Kunz, der von sich sagt, er habe an der LES gelernt, die Vielfalt des religiösen Lebens und die Vielfalt der Biografien zu würdigen und nicht nur aus dem eigenen „biografischen Kosmos“ heraus die Welt zu beurteilen, ließ diesen Gedanken auch in seinen Abschiedsgottesdient einfließen.
Seine Kolleginnen Natalja Frank und Petra Schaub lasen die Geschichte Noahs aus der Bibel und dem Koran: Die Menschen hatten sich von Gott abgewendet, der sich entschloss, die ganze Welt in einer Sintflut zu ertränken – außer Noah und seiner Familie, denen er auftrug, die Arche zu bauen, um sich und von jedem Tier ein Paar zu retten. Als das Wasser sich zurückgezogen hatte, versprach Gott, die Menschen nie mehr zu vernichten und setzte den Regenbogen als Zeichen dieses neuen Bündnisses des Friedens an den Himmel.
In seiner bewegenden Predigt griff Uwe Kunz die Erzählung aus dem Alten Testament auf und verglich die daraus abgeleitete theologische Diskussion um Gesetz und Evangelium mit der Frage von Lehrer/-innen, wie sie mit dem manchmal für sie unverständlichen Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler umgehen können.
Die zeremonielle Entpflichtung des Schulpfarrers und die Versetzung in den Ruhestand erfolgten durch Jan Schäfer, Pfarrer und Schulamtsdirektor im Kirchendienst. Ein für Uwe Kunz sehr bewegender Moment, der auch den ein oder anderen Gast zu Tränen rührte!
Auch beim anschließenden Instrumentalstück „Anthem“ von Leonard Cohen, das für Uwe Kunz eine ganz persönliche Bedeutung hat, wurden die Taschentücher gezückt. „There is a crack in everything. That's how the light gets in.”
Die folgenden Fürbitten sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus dem LES-Kollegium, denen es ein Herzensanliegen war, sich persönlich am Abschiedsgottesdienst zu beteiligen, um ihre Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.
Die Kollekte des Abschiedsgottesdienstes ging als Spende an die Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die die Erinnerung an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau aufrechterhalten möchte und antirassistische Arbeit im Bildungsbereich leistet.
Nach dem gemeinsamen Vaterunser sprach Uwe Kunz seinen Segen aus und beendete damit den Gottesdienst. Die Abschiedsfeierlichkeiten waren aber noch lange nicht beendet!
Der Schulleiter Bernhard Friedrich ergriff im Anschluss an den Gottesdienst das Wort, um Uwe Kunz auch im Namen der Schulgemeinde zu verabschieden. Kein leichtes Unterfangen, wie er mit einem Augenzwinkern verriet, nach einem derart feierlichen, spirituellen Teil nun einen „profanen Aufhebungsvertrag“ zu überreichen.
Doch auch die Rede des Schulleiters ließ die Anwesenden nicht unberührt: Er skizzierte nicht nur Uwe Kunz‘ Tätigkeit an der LES in den vergangenen Jahren, sondern machte auf manchmal humorvolle, in anderen Momenten rührende Weise auf die wichtige Rolle aufmerksam, die der Schulseelsorger in der Schulgemeinde eingenommen hat.
Er hob hervor, mit wie viel Engagement und Herzblut Uwe Kunz sein Amt als Schulpfarrer und Seelsorger ausgefüllt und sowohl Schülerinnen und Schülern als auch Kolleginnen und Kollegen in schweren Zeiten zur Seite gestanden hatte. Uwe Kunz sei ein „Mensch, der sich einmischt“ und seine Rolle zu 100 Prozent ausgefüllt habe. Seinem Dank schloss er die Frage an, wie es nun ohne den Pensionär weitergehen kann. Er zeigte auf, dass die LES auch dank Uwe Kunz gut aufgestellt ist, sei es mit einer vollständigen Abdeckung des Religionsunterrichtes oder einem soliden Betreuungs- und Beratungskonzept. Ein kleiner Obstbaum als Abschiedsgeschenk der Schulleitung sollte den Schulpfarrer in den Ruhestand begleiten.
Auch der Personalrat und Vertreter des LES-Beratungsteams ließen es sich nicht nehmen, einige herzliche Abschiedsworte zu sprechen und Präsente zu überreichen, die den Start ins „Rentnerdasein“ versüßen sollen.
Wie sehr sein Abschied alle bewegte, konnte man auch an der langen Schlange von Gratulanten erkennen, die Uwe Kunz noch einmal persönlich Dank aussprechen wollten für seine Unterstützung in den vergangen Jahren. Händeschütteln, Umarmungen und so manch vergossene Abschiedsträne zeigten, wie sehr er allen fehlen wird.
Anschließend gab es ein gemütliches Beisammensein auf dem Schulhof, um den ereignisreichen Nachmittag angemessen ausklingen zu lassen. Aber eine letzte Überraschung hatten seine Kolleginnen und Kollegen für den Schulpfarrer noch parat: Sie hatten gemeinsam mit Schüler/-innen ein Abschiedsvideo gedreht. Andreas Orthen, der das dreißigminütige Video für seinen Kollegen geschnitten hatte, wollte es eigentlich nur kurz laufen lassen, um Uwe Kunz einen Vorgeschmack zu geben. Aber da es mit großer Freude von allen verfolgt wurde, lief es bis zum Ende.
Uwe Kunz bedankte sich für das besondere Geschenk und den unvergesslichen Abschied, der ihn tief bewegte. Er witzelte, man könne meinen, er stünde kurz vor der Heiligsprechung. Das vielleicht nicht, aber – wie es die Lehrerin Michele Fonfara in dem Abschiedsvideo ausdrückte: „Die LES verliert ein Teil ihrer Seele mit Uwe Kunz!“
Wir sagen DANKE FÜR ALLES und freuen uns, dass Uwe Kunz der Ludwig-Erhard-Schule als Vorsitzender des Fördervereins erhalten bleibt.